Erste Hilfe

Kontakt

Konkrete Tipps &

nützliche Empfehlungen im Notfall

Neu aufgetretene Krankheitssymptome sind schon für sich genommen angsteinflössend. Hinzu kommt das erschreckende Gefühl, dass der eigene Körper nicht mehr richtig funktioniert und die beklemmende Ungewissheit über die Ursache der Symptome. Wenn dann die Diagnose erst einmal gefunden ist, stellen sich häufig die unterschiedlichsten Fragen, deren Beantwortung wichtig ist für die psychische Verarbeitung von akut aufgetretenen Erkrankungen. 

Fragen wie z.B. „Wie wird sich das Ganze weiter entwickeln? Muss ich operiert werden? Wie kann ich diese Schmerzen lindern? Verschwinden die Gefühlsstörungen wieder und wann? Kann ich wieder so leben wie früher?“, haben sich wahrscheinlich die meisten Patienten mit einer Diskushernie schon gestellt.

Im Folgenden möchte ich den Betroffenen Antworten auf die drängendsten Fragen geben und hoffe dadurch zumindest ein wenig Linderung in einer unglücklichen Situation bieten zu können. Die Aussagen fussen auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft, den einschlägigen Leitlinien und meiner eigenen Erfahrung, die ich in mehr als 16 Jahren beruflicher Praxis als Neurochirurg sammeln durfte. 

Die Aussagen können nicht dem Anspruch gerecht werden, für jede/n Patient/in exakt zuzutreffen oder den Krankheitsverlauf prognostizieren, geschweige denn Gewähr für abweichende Krankheitsverläufe übernehmen zu können. Sollten Sie eine individuelle Beratung wünschen, vereinbaren Sie hier einen Sprechstundentermin.

Gerne begleite ich Sie auf Ihrem Weg zur raschen Genesung, sei es auf konservative oder operative Art.

Was tun bei einem Bandscheibenvorfall?

Ein Bandscheibenvorfall (syn. Diskushernie) stellt für die Betroffenen meist eine einschneidende Erfahrung dar, weil er relativ plötzlich auftritt und zu starken Schmerzen führt.

Schmerzen und Gefühlsstörungen

Bei einem Bandscheibenvorfall tritt der innere Kern der Bandscheibe teilweise nach aussen. Dieses Knorpelgewebe drückt auf einen Nerv, der in unmittelbarer Nachbarschaft über die Bandscheibe hinweg verläuft. Dadurch kommt es zu Schmerzen und Gefühlsstörungen entlang des Nervenverlaufs in die Arme oder Beine. Weitere Informationen über die Funktion von Nerven finden Sie unter „Wie funktioniert ein Nerv?“

Schmerzen und Gefühlsstörungen, wie z.B. ein Taubheits- oder Kribbelgefühl oder „Ameisenlaufen“ oder auch ein Hitze-/Kältegefühl, sind übliche Symptome bei einer Diskushernie, weil der Nerv durch den Druck des Bandscheibengewebes gereizt wird. Bei starker und anhaltender Quetschung kann ein Nerv beschädigt werden. Dann können Gefühlsausfälle und Lähmungen im Arm/Bein resultieren. Das Ausmass einer Nervenläsion kann über eine neurologische Untersuchung in der Sprechstunde bestimmt werden. Im Falle von medikamentös nicht beherrschbaren Schmerzen und v.a. bei einer Funktionsbeeinträchtigung des Nerven empfiehlt sich die Erwägung einer Operation.

Konkrete Tipps für Betroffene

In Bewegung bleiben

Bettruhe ist nicht zu empfehlen, sondern bleiben Sie möglichst in Bewegung. Langsames Spazieren tut gut und lenkt ab. Vermeiden Sie monotone Bewegungsabläufe, wie z.B. längeres Sitzen oder Stehen auf derselben Stelle. Im Liegen hat sich die sog. „Stufenbettlagerung“ bewährt. Legen Sie hierzu z.B. eine zusammengerollte Decke unter die Knie, sodass die Hüfte und die Knie jeweils (fast) rechtwinklig gebeugt sind. Dadurch besteht weniger Zug an den Nerven und die Schmerzen werden gelindert.

Schmerzmittel

Es gilt der Grundsatz: „so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich“. Wirksam und häufig gebraucht sind u.a. Ibuprofen, Diclofenac, Metamizol, Mefenacid usw. Über die geeignete Wirkstoffmenge und -kombination berate ich Sie gerne in der Sprechstunde.

Wärme

Durch Schmerzen verkrampfen sich die Muskeln und eine andauernde Muskelverkrampfung tut zusätzlich weh. Daher müssen die Muskeln gelockert werden, was durch Wärme unterstützt werden kann. Wärme kann angewendet werden über Heizdecken (während der Nacht), aber auch in Form von Salben und Pflastern oder auch ein warmes Bad.

Infiltration

Eine Infiltration ist eine Spritze mit einem Gemisch aus einem örtlichen Betäubungsmittel (Lokalanästhetikum) und Kortison. Das Lokalanästhetikum wirkt rasch gegen die Schmerzen und das Kortison lindert die Reizung des Nerven an der Stelle, wo das Bandscheibengewebe auf den Nerv drückt. Die richtige Stelle findet man mithilfe eines CT oder eines Röntgen. Die Menge des Kortisons, die durch den Körper zirkuliert, ist dabei deutlich geringer als bei einer Gabe in Form von Tabletten oder Infusion. 

Bandscheiben-Operation

Bei der Operation wird der gequetschte Nerv entlastet, indem das Knorpelgewebe entfernt wird, das auf den Nerv drückt. Nach dieser Druckentlastung lassen die Schmerzen nach und der Nerv erholt sich. In der Rekonvaleszenzphase bilden sich meistens auch die Gefühlsstörungen zurück, allerdings kann dies mehrere Wochen und manchmal auch Monate dauern. Im Gegensatz zu Gehirn- und Rückenmarkszellen können sich die betroffenen Nervenzellen erholen, sodass sich auch Lähmungen wieder zurück bilden können. Durch Physiotherapie wird die Wiederherstellung der Funktion unterstützt.  

Eine Diskushernien-OP wird in Vollnarkose durchgeführt, dauert meist kürzer als eine Stunde und der Spitalaufenthalt meist nur wenige Tage. Die volle Arbeitsfähigkeit ist meist nach 4-6 Wochen wieder erreicht. Zusammenfassend hat die OP gute Erfolgsaussichten und geringe Risiken.

Die Operationen werden in einem unserer Partnerspitäler durchgeführt, z. B. im Spital Zollikerberg, in der Hirslanden Klinik im Park, in der AndreasKlinik Cham und am Kantonsspital Winterthur.

Infos & Wissenswertes

Was ist Neurochirurgie?

Neurochirurgie (sinngemäss übersetzt von altgriechisch „neuron“ = Nerv und „chirurgia“ = Handarbeit ) ist eine medizinische Fachdisziplin, die sich mit der operativen Behandlung von Erkrankungen am Nervensystem beschäftigt.

Woraus besteht das Nervensystem?

Das zentrale Nervensystem besteht aus dem Gehirn und dem Rückenmark. Die Wirbelsäule bildet einen knöchernen Kanal, den Spinalkanal, durch den das Rückenmark vom Schädel bis auf Höhe des 1./2. Lendenwirbels verläuft. Alle Nerven ausserhalb des Schädels und der Wirbelsäule gehören zum peripheren Nervensystem, wie z.B. die Nerven, die zu den Armen und Beinen ziehen. An all diesen Strukturen können Krankheiten und Verletzungen eine Operation erforderlich machen. 

Die Neurochirurgie ist das Fachgebiet, welches sich mit Operationen an und in Schädel, Gehirn (und den hirnversorgenden Blutgefässen), Wirbelsäule und Nerven beschäftigt.

Wie funktioniert ein Nerv?

Ein Nerv ist vergleichbar mit einem Stromkabel, durch das Elektrizität fliesst. Wie ein Kabel haben Nerven eine innere Schicht, die die elektrischen Impulse weiterleitet und eine äussere Isolationsschicht. Die elektrischen Ströme, die von einer Nervenzelle zur nächsten fliessen, ermöglichen die Kommunikation zwischen dem Gehirn und dem Körper und den Organen. Diese Kommunikation bzw. die Flussrichtung der elektrischen Impulse erfolgt in zwei Richtungen: für Körperbewegungen werden die Impulse vom Gehirn über die Nerven zu den Muskeln transportiert, welche sich daraufhin kontrahieren und eine Bewegung realisieren. Auf umgekehrtem Weg gelangen Impulse aus der Peripherie, wie z.B. von Berührungs- und Schmerzrezeptoren in der Haut, über die Nerven zum Gehirn, wodurch Sinneseindrücke entstehen.

Anders ausgedrückt sind Nerven die „Datenautobahn“, über die das Gehirn Informationen mit dem Körper und den Organen austauscht.